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Teheran – groß, voll, kurzer Aufenthalt

Unser nächstes Ziel nach einem langen Abschied von Ali und Hadi war Teheran. Mit einem komfortablen Nachtbus, in dem wir es trotzdem nicht schafften, zu schlafen, erreichten wir am Morgen die Metropole Teheran. Die Fahrt hinein in die Stadt dauerte 2,5h und wir bekamen einen guten Eindruck über die Dimension dieses urbanen Riesen! Die iranische Hauptstadt befindet sich an den Südhängen des Elburzgebirges und zählt ca. 8 Mio. Einwohner. Jedoch leben im Großraum Teheran weit mehr als 14 Mio. Einwohner, dessen Anteil stetig zunimmt und was an den unzähligen Baustellen zu erkennen ist. Die Geschichten anderer Reisenden und Einheimischer bestätigte sich auf Anhieb und änderte sich in den folgenden Aufenthalten nicht. Es ist eine laute, chaotische und staubige Stadt. Aus diesem Grund nutzten wir Teheran lediglich als Drehkreuz für unsere Reisen im restlichen Land und natürlich, um Claudio und seiner Freundin einen Besuch abzustatten.

Nach Ankunft am Busbahnhof suchten wir uns in dem ganzen Getummel erst einmal einen Taxifahrer, der uns zu unserem Hotel in der alten Innenstadt fahren sollte. Nach einem längerem Nickerchen liefen wir am Abend durch die umliegenden Straßen, als die Temperaturen erträglicher wurden, vorbei am alten und neuen Parlamentsgebäude sowie über den Basar, um unser Abendbrot zu sichern. Die kurzen Nächte der vergangenen Tage waren deutlich zu spüren. Wir brauchten eine Pause, denn den kommenden Tag wollten wir mit Claudio verbringen. Ihn lernten wir im Hotel in Van kennen und er erzählte uns von seinem Vorhaben, gemeinsam mit seiner iranischen Freundin in Teheran ein italienisches Restaurant zu eröffnen. Das klingt natürlich toll und wir freuen uns jetzt schon auf Antipasti, Carbonara und Spaghetti Bolognese im nächsten Jahr. Er lebt bereits seit einigen Monaten im Iran und konnte uns viele Informationen geben, die uns einige Sorgen und Probleme ersparten. Da es aufgrund der Sanktionen im Iran nicht möglich ist, mit Visa-, Master- oder EC-Karten Geld von der Bank abzuheben, bekamen wir freundlicherweise von seiner Schwägerin eine iranische Kreditkarte. Das hilft uns sehr, denn wir hatten nicht ausreichend Euros dabei, um einen Monat im Iran reisen zu können. Schwieriger und noch komplizierter gestalten sich die Ausgleichszahlungen an Claudio, aber es finden sich Wege… 😉 Die Iraner sind sehr raffiniert und lassen sich nicht von den internationalen Sanktionen unterkriegen – eher schmunzeln sie darüber…

Nachdem uns Claudio mit seiner Freundin und Schwägerin abgeholt hatte, besichtigten wir gemeinsam den Golestan-Palast. Zu dieser Anlage gehören Gärten mit Rosen und Platanen, Springbrunnen und Wasserläufe. Im neo-barocken Stil entstand der Komplex im 16. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert erweitert. Im Empfangspalast befinden sich viele Kunstobjekte, die von den Reisen der damaligen Könige mitgebracht wurden. Die Eingangshalle sowie weitere Säle sind mit hunderten von Spiegelmosaiken ausgekleidet. Überall funkelt es und wir erinnern uns an die protzigen Kirchenbauten in Mailand. Weiterhin zu sehen gab es den beeindruckenden Marmorthronpalast und das erste Hochhaus in Teheran, den Sonnenpalast. Dieses Gebäude war wegen seiner Höhe ein Symbol der Herrschaft und von der oberen Etage konnte man zur damaligen Zeit über ganz Teheran blicken. Ein Besuch im ethnologischen Museum rundete die Besichtigungstour ab und wir konnten die heiße Mittagshitze gut umgehen.

Vom Hunger getrieben suchten wir uns im naheliegenden Basar ein Restaurant, in dem wir diverse leckere lokale Speisen genossen. Es war ein Spektakel, denn bereits am Eingang waren wir erschrocken über die vielen Menschen, die in diesem Lokal essen wollten. Doch die Iraner essen sehr schnell und sehr viel, so dass wir bald an der Reihe waren und unser Hunger gestillt werden konnte. Über 100 Mitarbeiter arbeiteten in dem Restaurant und es herrschte Hektik und Chaos wie auf dem Basar. Hier ein Pförtner, da ein Mitarbeiter, der die frei werdenden Plätze im Auge hatte und Kellner, die am Tisch alles in Ordnung brachten. Das Essen selbst war wirklich lecker und sehr abwechslungsreich, da wir von allem etwas auf dem Tisch stehen hatten und probieren konnten – gekochten und gebackenen Safranreis mit getrockneten Berberitzen, Chicken-Kebap und Lammkeule… die persische Küche gehört definitiv zu unseren Favoriten!

Im Anschluss war die Zeit gekommen, den Basar von Teheran unsicher zu machen. Aber nach 100m diverser Shops wiederholte sich alles – sicherlich mit einigen kleinen Unterschieden – aber für uns nicht wirklich spürbar. Hier ein paar Süßigkeiten, da ein bisschen Gold sowie Stoffe für die Damen und unzählige Teppichläden… Schnell waren wir satt gesehen und zogen weiter. Zur Freude von Anja ging es nun in einen speziellen Kartenladen. Durch die sprachliche Unterstützung von Venus und Sama, Claudios Freundin und Schwägerin, konnten wir diverse Karten kaufen, die es bisher in Deutschland nicht gibt, aber demnächst in der geographischen Buchhandlung im Camp4 erhältlich sein werden!

Der aufregende Tag wurde mit einer Einladung von Venus‘ Familie abgerundet, wo wir liebevoll umsorgt wurden und einen Einblick in das iranische Familienleben erhielten. Den kommenden Morgen starteten wir entspannt mit einem Frühstück und einem Besuch des Tajiri-Basars, bevor wir unsere Reise mit dem Nachtbus nach Shiraz fortsetzen…

Es war ein sehr kurzer Aufenthalt in Teheran, aber wir hatten schöne Stunden mit Claudio und seiner neuen Familie… Vielen Dank an euch nochmal!

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