Reise-Vorbereitung


  1. Fahrzeug-Wahl und -Kauf
  2. Camper-Ausbau
  3. Planung (folgt…)
  4. Equipement (folgt…)


1. Fahrzeug-Wahl und -Kauf

Diesmal wollten wir es anders machen und selbst den Weg in den Osten erfahren. Grundvoraussetzung für dieses neue Abenteuer war die Anschaffung eines passenden Fahrzeugs. Da wir uns ungefähr vorstellen konnten, was uns erwarten würde, hatten wir uns entsprechende Auswahlkriterien gesetzt. Es sollte

  • nicht zu klein und hoch sein (max. Höhe), aber trotzdem Platz für 198cm Körpergröße bieten
  • bestmöglich weltweit reparierbar sein
  • geländefähig, aber auch unauffällig „alltagstauglich“ sein
  • im Preisrahmen bleiben und gemeinsam mit unseren künftigen Anforderungen wachsen können
  • ein Gebrauchtwagen sein, den wir nach unseren Wünschen ausbauen können.

Mit dem Ziel vom perfekten Auto vor Augen begannen wir die Recherche. Von klein bis ganz groß, gängigen Automarken bis Exoten wurde im Internet nach Offroad-Fahrzeugen gesucht, Vor- und Nachteile der einzelnen Kategorien recherchiert und abgewogen, welches zu uns passen könnte. Schließlich war der Teil der Vorbereitung absolutes Neuland für uns beide.

Aus Kirgistan kannten wir bereits den robusten Lada NIVA, der für unser Vorhaben nur mit einem Dachzelt funktionieren würde und damit nicht unseren Vorstellungen entsprach. Daher suchten wir nach weiteren Alternativen wie dem Steyr-Lkw oder Unimog – den absoluten Weltreise-Offroadern, die uns aber einfach zu mächtig waren. Wir fangen erstmal klein an und wollen an unseren Herausforderungen wachsen, denn schließlich muss man solche Autos auch fahren und bedienen können!

In diversen Foren und Plattformen fanden wir dann Modelle, die unseren Ansprüchen sehr nahe kamen und wir uns daher ansehen und testen wollten: Toyota Landcruiser HZJ, Mercedes Sprinter, VW Crafter und Iveco Daily. Über ebay Kleinanzeigen fanden wir im Spreewald einen Verkäufer, der einen getuneten Landcrusier anbot. Mit Detlef, unserem LKW-Experten im Freundeskreis (nochmal vielen Dank für deine Unterstützung und Zeit!!!) haben wir eine Probefahrt in den ruppigen Gruben des Braunkohle-Tagebaus gemacht. Trotz der anfänglichen Begeisterung mussten wir uns vom Toyota Landcruiser HZJ sehr schnell verabschieden. Das Auto ist nix für 2m-Leute: Der Fahrersitz ließ sich nicht ausreichend weit vom Lenker entfernen und die Liegemöglichkeit im Heck war sehr begrenzt und zu kurz. Mit dem Gedanken, in diesem Gefährt mal 4-5 Tage bei Regen und Sturm auszuharren, konnten wir uns nicht anfreunden. Außerdem hatte das Fahrzeug bereits den 2. Motor verpasst bekommen, so dass es schwer nachzuvollziehen war, wie viele Kilometer dieser bereits vor dem Einbau gefahren wurde. Wir entschieden uns gemeinsam dagegen. Kategorie Jeep abgeschlossen! Zentraler Punkt unserer Recherche waren nun die Kastenwagen von Mercedes , VW und Iveco in der Allrad Version. Leider sind die älteren Modellen bekannt für ihre Rostanfälligkeit. Oft stießen wir auf Kommentare wie „Man muss einfach Glück haben und beim Kauf genauestens darauf achten, wie das Fahrzeug gepflegt und wo es untergebracht wurde.“

Nach kurzer Zeit fanden wir ein Angebot in Nürnberg von einer Camper-Ausbau-Werkstatt, die sich ausschliesslich auf Mercedes Sprinter 312D 4×4 spezialisiert hatte. Nach langen Telefonaten und einem aussichtsreichen Angebot waren wir kurz davor nach Nürnberg zu fahren. Doch ein Interessent war schneller als wir. Schade, aber durch den Kontakt haben wir einen Experten gefunden, den wir noch diverse Male bzgl. seiner Erfahrungen mit Langstrecken-Fahrten und -Gefährten dieser Art anrufen konnten. Außerdem waren wir uns nun sicher und eine Entscheidung über die Fahrzeugwahl war getroffen: Es sollte ein Mercedes Sprinter 312D 4×4 mit seinen Vorteilen sein:

  • keine Einspritzpumpen
  • wenig Elektronik
  • überall zu reparieren und weltweit vertreten
  • kompakte und ausreichende Größe
  • gute Möglichkeit zum Selbstausbau

Nun mussten wir nur ein entsprechendes Angebot in gutem Zustand finden… Und das war schon ein größeres Problem, wie uns der Händler aus Nürnberg mitteilte: Sprinter in dem Alter, Zustand und in dieser Version sind in Deutschland rar geworden… (Mittlerweile wissen wir, wo sie sich befinden: Ost-Europa, speziell: Ukraine!)
Doch wir hatten Glück und im Schwarzwald tat sich ein Sprinter auf, der einen neuen Besitzer suchte. Wir zögerten nicht lange und vereinbarten einen Besichtigungstermin. Henrik und sein Vater gönnten sich einen kleinen Kurzurlaub. Nach etlichen Autobahnkilometern und Stunden später standen sie vor dem „kleinen, niedlichen“ Hochbein-Sprinter – in Kurzform mit Flachdach und als Allradversion. Durch die zusätzlich modifizierten Felgen und Reifen ist er sehr hoch und Offroad-tauglich. Das musste er sein!

Es handelte sich um einen ehemaligen Schweizer Milch- und Käsetransporter, der über einen professionellen Aluminium-Ausbau verfügte und durch den Vorbesitzer bereits eine umklappbare Liegefläche besaß. Markus, der Verkäufer, war sehr hilfsbereit/verständnisvoll und organisierte uns eine Unterbodenansicht, so dass wir uns das mögliche, bereits erwähnte Rost-Problem bei diesem Alter der Fahrzeuge ansehen und Fotos machen konnten. Da wir uns mit Motoren und Zustandseinschätzungen von Unterböden/Rost-Problemstellen nicht auskennen, baten wir unsere Experten in Cottbus um eine „Ferndiagnose“. In diesem Zusammenhang möchten wir uns nochmal für die Hilfe und Unterstützung bei Detlef, Hobi und Jan bedanken! Bei einer Probefahrt, quer durch den schönen Schwarzwald, konnten wir alle Differenzialsperren und die Untersetzung testen. Es lief alles wunderbar und nach einer kurzen Nacht der Bedenkzeit, folgte am nächsten Tag der Kauf mit einem festen Handschlag.

2 Wochen später und nach Fahrzeuganmeldung, Kennzeichenbeschaffung sowie Versicherungsabschluß holten wir (Anja + Henrik) unser Auto im Schwarzwald ab und es folgte eine erste Kostprobe und Testfahrt in den Alpen.

Foto-Album

 

Zufrieden und glücklich kamen wir von unserem Urlaub zurück und es begann eine intensive, nicht immer einfache Planung für den Fahrzeugumbau zum Camper…


2. Camper-Ausbau

Bevor wir mit dem Ausbau beginnen konnten, mussten wir einen Stellplatz finden, der in Anbetracht der Autohöhe (2,80m) gar nicht so leicht zu finden war. Berlin ist viel zu teuer und uns fehlte es an Werkzeugen. Mithilfe guter Kontakte haben wir eine Garage in der Nähe von Cottbus gefunden und noch mehr als das, denn nebenan befand sich eine Hobby-Kfz-Werkstatt! Nach kurzer Zeit lernten wir den stets fröhlichen und hilfsbereiten Sascha kennen, der gerne Autos restauriert und so manch alte Rostlaube wieder in neuem Glanz erscheinen lässt. Er und seine Kumpels (Christopher, David) waren das Beste, was uns passieren konnte. Ihnen danken wir ganz besonders für ihre tatkräftige Unterstützung und die kreativen Ideen!

Bevor es endlich losging haben wir zahlreiche Webseiten und Foren zum Thema Camperausbau im Internet studiert, um den für uns optimalen Ausbau umsetzen zu können.Wieder einmal ist es die Körpergröße, die das wichtigste Kriterium für den Ausbau darstellt: Wie schaffen wir möglichst viel Stauraum, gleichzeitig eine gemütliche Wohnatmosphäre und bequeme Liege-, Sitz- und Kochmöglichkeiten?!

Mit einer Fahrzeugbreite im Inneren von 165cm und -länge von 270cm können wir das Bett nicht quer, sondern nur längs bauen. Auf Grundlage dessen sind wir gezwungen, diverse Aufteilungen zu durchdenken und entsprechende Klappmechanismen, Schiebevorrichtungen, Seilzüge etc. zu berücksichtigen. Nach der kompletten Entkernung des Innenraumes des Sprinters besorgten wir uns ein Lasergerät, mit dem wir das Auto ausmessen konnten Um sich den Ausbau vorstellen und besser Entscheidungen treffen zu können, musste ein 3D-Modell vom Inneren des Autos erstellt werden (Liebe Infografik-Kollegen, es ging mir nicht um Schönheit, sondern darum, die Konstruktionen variieren, Anpassungen vornehmen und auf Funktionalität testen zu können).

Nachdem der grobe Entwurf feststand, wollten wir auch eine „realistische“ Umgebung („immersive technology“ ist das, oder?) schaffen, indem wir unser Wohnzimmer in unseren zukünftigen Camper umwandelten (Wer die Parallelen zum 3D-Modell findet, darf sie behalten!):

Aus unseren bisherigen Reisen konnten wir schnell ableiten, was wir wirklich brauchen und was „nice to have“ wäre. Wir wollten soweit es geht autark unterwegs sein und genug Stauraum für unser Equipments haben. Eine kurze Liste der wichtigsten Anschaffungen war schnell zusammengetragen und konnte besorgt werden:

  • Solar-Panel (160W, monokristallin) über Solarladeregler
  • Zweit-Batterie (120Ah-AGM-Gel-Batterie)
  • Kompressor-Kühl-Box (Dometic CF 26)
  • Gas-Koch-Feld (Dometic HBG 2335) mit 6,5l-Gasflasche
  • Standheizung (Planar 2D-12)
  • Spüle mit 2x 35l-Wassertanks
  • Komplett-Isolation mit ArmaFlex-Matten
  • Dachfenster (Dometic Midi Heki)
  • AluRack-Dachgepäckträger und Dachbox
  • Drehkonsole für den Beifahrersitz
  • Rückfahrkamera, weil keine weiteren Fenster verbaut wurden und wir keinen Rückspiegel haben
  • LED-Licht-Leisten und USB-Anschlüsse zum Laden unserer Technik
  • sowie einige, weitere Kleinigkeiten…

Nun konnte es endlich mit dem Ausbau losgehen:

Nach der Entkernung den inneren Verkleidung kamen die ersten Roststellen zum Vorschein, die wir mit Hilfe von Sascha schnell und professionell beseitigen konnten (vielen Dank nochmal für deine schnelle Hilfe und stets guten Ratschläge in allen Belangen!).

Im Anschluß daran isolierten wir alle Wände sowie den Boden und erweiterten den Boden im Heckbereich mit einer Multiplexplatte (Hartwin, auch dir vielen Dank für deine Kooperation!). Die Seitenwände verkleideten wir mit 6mm-Sperrholzplatten und bezogen diese mit Autostoffen, um ein wohnliches Ambiente zu schaffen. Außerdem haben wir an allen Stellen, an denen Holz und Metall in Kontakt stehen, mit Anti-Klapper-Band verklebt, um Geräuschen auf holprigen Straßen vorzubeugen.

Schon zu Beginn des Umbaus mussten wir uns Gedanken über die Verkabelung im Auto machen und entsprechende Kabelschächte verlegen (auch an dieser Stelle ein großer Dank an Anjas Papa und Christopher). Der zentrale Energiespeicher im Auto ist die Zweitbatterie, die über ein Solarpanel auf dem Dach gespeist wird.

Um unseren Sprinter, der bisher als Lkw angemeldet war, zu einem Camper/Wohnmobil umschreiben zu lassen, mussten wir einige TÜV-relevante Anforderungen berücksichtigen:

  • Bett, Sitzgelegenheiten und Tisch
  • Fenster im hinteren Bereich oder im Dach
  • Festes Kochfeld mit Gasanschluss sowie einem Entlüftungsloch nach Außen

Wir arbeiteten uns langsam voran und mit jeder neuen Herausforderung wuchs unser „handwerkliches“ Vertrauen. Nachdem der Innenraum ausgekleidet war, musste noch unbedingt ein Loch für das Dachfenster geschaffen werden. Mit zittrigen Händen und einer Flex in der Hand sassen wir kurze Zeit später auf dem Dach. Nachdem der Einbau erfolgte und der erste Regen trocken überstanden war, konnten wir sicher sein, dass alles dicht hält. Nun konnten wir uns weiter auf die Konstruktionen und Verkleidungen der Schränke, Regale und Liegeflächen (15mm-Multiplexplatten) konzentrieren.

Schwieriger gestaltete sich der Bau des Gaskastens, der absolut dicht sein muss, damit im Schadensfall keine Gase in das Fahrzeuginnere strömen können. Außerdem mussten wir eine Entlüftung nach aussen schaffen (100cm²). Da wir beidseitig Schiebetüren haben, kam nur ein Loch im Boden in Frage. Nach kurzer Prüfung, dass sich unterhalb der Entlüftung auch keine Abgasrohre befinden, bohrten und sägten wir los und waren zufrieden, als auch diese letzte Hürde geschafft war.

Danach folgten nur noch finale Arbeiten (Spüle mit Wasserpumpenanschluss, Drehkonsole und der Dachgepäckträger) und die Innenraum-Verschönerung durch Polster und Stoffe.

Für den gesamten Ausbau benötigten wir etwa 6 Monate, den wir nahezu selbstständig durchgeführt haben. Nur beim Einbau der Standheizung mussten wir auf professionelle Hilfe zurückgreifen. Es ist nicht alles perfekt geworden, aber entspricht unserem handwerklichen Können und wir kennen unser Auto, bis in die letzte Ecke.

Hier findet ihr gesammelt die Bilder zum Ausbau, soweit vorhanden! Falls konkrete Fragen existieren, schreibt diese unten in die Kommentarfunktion oder eine Email an uns.

Kompletter Camper-Ausbau 2018-2019


3. Planung

(folgt…)


4. Equipment

(folgt…)

Es gibt 1 Kommentar

  1. Oliver

    Hallo,

    Auch ich fahre einen alten T1N, allerdings den W902, einen 208D ohne allrad, aber mit nachgerüsteter Differentialsprerre. Ich bin auch im Sprinterforum mit Beiträgen unter „Dieselolli“ vertreten. Mein bislang weites Abenteuer mit diesem alten Benzen war 2018 eine Reise ans Kaspische Meer und an die persische Grenze, nach Astara. Rückzu´s ging es noch über Armenien. Ich könnte mir keinen besseren Mercedeswagen aus der Neuzeit vorstellen, als unsere alten T1N.
    Dieses Jahr, ab 1.6.2022 ist eine Abenteuer Vanlifer-Tour durch Russland angedacht, die uns bis hinter den Ural führen soll. Wir, das sind noch mit mir zusammen vier verrückte Kerle mit ihren Van´s, die im Konvoi und unter CB-Sprechfunkkontakt stehen, miteinander reisen.
    Mich fasziniert bei deinem T1N die zweiseitigen Schiebetüren. solch hätte ich auch gerne. das seiht schön symetrisch aus. Da ich aber eine Kombiversion in der Busvariante habe, kann ich bei mir die Seitenwände nicht vollumfänglich nutzen. Ich hoffe, ich finde noch hier deine sicherlich sehr interessante Reise nach Zentralasien.

    Viele Grüße, Oliver aus dem schlesischen Görlitz


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