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UPDATE: Endlich ein ausführlicher Bericht zu unserem Road Trip…

Nach unserer Ankunft im Hotel in Tabriz erholten wir uns erst einmal von der langen Überfahrt von der Türkei in den Iran. Wir waren sehr müde und das Thermometer zeigte bereits am Vormittag 35°Grad an. Nur langsam gewöhnen wir uns an das heiße Klima und die trockene Luft. Außerdem besteht für Anja fortan Kopftuchpflicht und lange Kleidung, was es nicht gerade einfacher macht. Den ersten Tag nutzten wir zur Akklimatisierung und zur Orientierung in einer neuen für uns sehr aufregenden Kultur. Wir ließen uns treiben, schlenderten durch die Stadt, besuchten den Basar und einige Moscheen. Beeindruckt waren wir von der Blauen Moschee, die aufgrund einiger Erdbeben bereits stark beschädigt ist, aber nach wie vor tolle Wandmalereien enthält. Während ich ein paar Bilder im Inneren der Moschee machte, wartete Anja draußen. Sie kam schnell ins Gespräch mit einem älteren Herrn, der ihr liebend gerne die Moschee zeigen wollte. Kurz darauf sprachen uns noch 2 junge Iraner an, die uns unbedingt Tabriz zeigen wollten. Die Entscheidung, ihnen zu folgen, sollte unsere nächsten Tage stark prägen.

Ali (20) und Hadi (22) sind zwei richtige Quatschnudeln und wir haben sie sehr schnell ins Herz geschlossen. Zur Freude von Anja studieren die beiden auch Stadtplanung. Zu jeder Frage gab es einen halben Aufsatz als Antwort, was uns sehr imponierte. Sie führten uns durch die halbe Stadt, zeigten uns alles, was wir sehen wollten und das Beste war, wir konnten alles erfragen und bekamen immer eine Antwort. Nach dieser Informationswelle erholten wir uns kurz im Hotel, bevor wir am Abend gemeinsam zum Hausberg von Tabriz fuhren. Mit Stirnlampe und Handybeleuchtung wanderten wir entlang der Telecabin (Seilbahn) zur Aussichtplattform, um die Dimension der Stadt Tabriz vollends vor uns ausgebreitet zu sehen. Tabriz ist überraschend groß und überall stachen die großen Moscheen und Boulevards heraus. Wir 4 hatten viel Spaß und genossen die Zeit zusammen. Im Grunde war es wie Liebe auf den ersten Blick zwischen uns Vieren. Daher war es auch schnell beschlossene Sache, dass uns die Jungs die kommenden Tage begleiten werden.

Eigentlich wollten Anja und ich uns ein Auto mieten, um die Umgebung von Tabriz zu erkunden. Da es im Iran aber schwer ist, als Tourist ein Auto ohne Fahrer zu mieten und zudem sehr teuer, erklärten sich Ali und Hadi bereit, mit einem Auto ihres Freundes uns die Gegend zu zeigen. Das erleichterte die Sache natürlich, da sich die Jungs sehr gut auskennen und auch sprachlich genügend Vorteile gegeben sind. Zum Abschluss des Tages fuhren wir in den El-Goli-Park von Tabriz. Dort trifft sich die halbe Stadt zum Sehen und Gesehen werden. Es waren etliche Leute unterwegs und zudem amüsant zu beobachten, wie die Rudel von Männer sich den kichernden Mädchengruppen näherten. In der einen oder anderen Ecke versteckt, sah man auch Pärchen zögernd Händchen halten. Mit einem breiten Grinsen und voller Vorfreude auf die nächsten Tage fielen wir ins Bett, nachdem uns die Polizei ins Hotel gebracht hat 😉 Keine Sorge wir haben nichts verbrochen. Wir waren lediglich zu spät und unser Hotel hatte bereits geschlossen, so dass die Polizei uns half den Besitzer mit lautstarkem Klopfen und Rufen an der Tür zu wecken. Dieser war sichtlich erschrocken als er die Polizei sah, aber nach ein paar kurzen Erklärungen konnten wir endlich schlafen.

Am nächsten Morgen ging es dann mit einem älteren Peugeot – der mit den alten Lizenzen gebaut wird, die an den Iran verkauft wurden – Richtung Osten. Wir bereiteten die beiden bereits darauf vor, dass wir wegen schönen Bildern öfter anhalten müssen. Dies geschah auch sehr schnell, denn hinter Tabriz erstreckt sich eine beeindruckende, farbige Berglandschaft. In der Region werden viele Rohstoffe abgebaut, deren Mineralien-Vielfalt deutlich an der Oberfläche in Erscheinung treten und als farbige Berge bezeichnet werden. Das ging ja schon mal spektakulär los!

Unser erstes großes Ziel war Babak Castle bei Kalaybar, eine alte Festung in traumhafter Umgebung! Es gab 2 offizielle Wege hinauf zur Burg, die 1 ½ -2 Stunden dauern. Wir hatten das Glück, dass unsere 2 Tour-Guides einen anderen Weg kannten, was uns sehr entgegen kam, da es bereits spät war und wir durch die lange Autofahrt etwas lahmten. Wir fuhren eine holprige Bergstraße hinauf und fanden uns nach kurzer Zeit in einer Nomadensiedlung wieder, wo wir das Auto parkten und zur Burg wanderten. Nach 30min bergauf eröffnete sich ein herrliches Panorama um uns herum und im warmen Abendlicht erstrahlte die Festung vor uns. Über ein paar alte felsige, teils abenteuerliche Wege ging es weiter hinauf zur Burg! Oben angekommen hatten wir ein 360°-Panorama mit untergehender Sonne im Rücken. Welch schöner Ausblick und wir hatten die Burg ganz für uns allein, da die meisten Besucher bereits verschwunden waren. Wie schon während der Autofahrt, hatten wir uns mit Ali und Hadi viel zu erzählen, als wenn wir uns ewig kennen würden… Es war großartig!

Nach der Rückkehr zum Auto kauften wir bei den Nomaden noch frischen Ayran und Jogurt und konnten einen kurzen Eindruck von ihrem Leben auf den kargen Bergwiesen erhalten. Sie waren sehr freundlich und aufgeschlossen und es war der beste Ayran, den wir bisher auf der Reise getrunken haben! Köstlich! Anschließend suchten wir weiter unten im Tal einen Zeltplatz. Bei einem kleinen Lagerfeuer und Bohnen mit Champignons und Thunfisch aus der Dose, machten wir es uns gemütlich und erlernten Backgammon. Alles war schön und bald fielen wir müde ins Zelt…

Am kommenden Morgen starteten wir sehr früh, da der Weg zum Sabalan-Gebirge mit dem gleichnamigen inaktiven Vulkan (4.811m) sehr weit ist. Eigentlich wollten wir diesen innerhalb von 2 Tagen besteigen, aber die Zeit mit den Jungs reichte nicht aus und in der brennenden Hitze fehlte uns auch die Motivation. Mit jedem gefahrenen Kilometer kamen wir dem Koloss näher und genossen dessen majestätischen Anblick. Die Landschaft wurde zunehmend interessanter – tiefe Schluchten und beeindruckende Felsformationen traten in Erscheinung. Auch Ali und Hadi waren sehr begeistert, weil sie noch nie in dieser Gegend waren. Es folgten etliche Fotostopps… Am Abend erreichten wir das Bergdorf Shabil, von dem der Vulkan bestiegen werden kann. Dies ist allerdings nur in einigen Wochen im Jahr möglich ist, da die Schwefelgaskonzentration am Berg sonst zu hoch ist. Darüber hinaus ist das Dorf für sein heilsames Thermalbad bekannt, dass viele Einheimische aus der Umgebung aufsuchen. Das wollten auch wir uns nicht entgehen lassen und packten schnell unsere Badesachen zusammen. Doch wurde unsere Freude, ins warme Nass zu springen, kurzzeitig gebremst! Da es sich lediglich um ein Bad handelt und Frauen und Männer getrennt voneinander baden gehen, hatte Anja den Vortritt. Während sie es sich in der warmen Quelle gut gingen ließ, relaxten wir bei einer Shisha und Tee im gegenüber liegenden Café und warteten, bis die Damen-Stunde vorbei war. Endlich konnten wir das Bad geniessen, dass sehr entspannend für Körper und Seele war. Allerdings dauerte es nicht lange bis wir im Mittelpunkt der Badegäste standen. Die Iraner sind nicht nur sehr freundlich, sondern auch sehr neugierig. Ali half des öfteren als Dolmetscher aus und musste mehrfach meinen Beruf erklären, da ihm Grafiker aber zu kompliziert erschien, war ich einfach Doktor! Dies sprach sich natürlich schnellstens im Bad herum und ich bekam die verschiedensten Leiden präsentiert. Nur gut, dass wenige Leute Englisch sprachen und Ali deswegen den meisten kommunizierte, dass es zum größten Teil an ihrer falschen Ernährung und wenigen Bewegung lag und dies schnellstens ändern müssten. Als dann aber ein junger Herr folgte, der Molekularbiologie studiere, war unsere Zeit gekommen, zu gehen… 😉 Die Nacht verbrachten wir in einem kleinen Zimmer im Dorf und schliefen wie es üblich war auf dem Boden…

Der letzte Tag unserer Tour führt entlang der aserbaidschanisch-armenischen Grenze im Norden. Das Gebiet ist trotz seiner Schönheit und bizzaren Felsformationen bei den Touristen sehr unbekannt, was unter anderem an der schlechten Erreichbarkeit liegt. Umso schöner, dass wir die Möglichkeit hatten, es uns anzusehen. Riesige Felsmassive türmen sich in dieser endlos erscheinenden, trockenen Landschaft auf. Der reißende Grenzfluss Aras trennt den Iran von den beiden Staaten, der schon einigen Flüchtlingen zum Verhängnis geworden sein soll. Wachtürme und etliche zerstörte Militärsiedlungen säumten das Flussufer der aserbaidschanisch-armenischen Grenze. Eine unwirtliche Gegend! Bevor wir das Tal verließen kühlten wir uns noch im Asyabkharabeh-Wasserfall nahe der Stadt Jolfa ab. In einer Schlucht kontrastierte dann die Natur vollends. Eine Seite trockene, schroffe Felsen, die andere Seite grüne Märchenlandschaft mit einen breiten Wasserfall und darunter liegenden Stalagniten. Die Abkühlung hatten wir uns nach der ganzen Wüstenlandschaft verdient und wir stellten uns einfach nur darunter…

Leider war nach der Rückkehr nach Tabriz die Rundreise vorüber, doch am Ende blieben wir weitere 4 Tage in Tabriz, da die Zeit mit den Jungs einfach zu schön war…

Zum Foto-Album

 

(Die Beschreibung zu den Bilder in den Foto-Alben funktioniert nun wieder! Sie erscheint bei jedem Bild unten links.)

Es gibt 2 Kommentare

  1. Regina

    Unglaubliche Erlebnisse! Wie schön, dass Ihr Euch mit ortskundigen Jungen viel ansehen konntet, besser geht es gar nicht. Das ist ja ein vielseitiges Land mit der uralten Kultur und den verschiedenen Vegetationen und Landschaften. Viel Freude und schöne Fotos weiterhin …


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